Datenanforderungen kleinräumiger Wirtschaftsverkehrsmodelle im Auftrag des BMVBS

Die Ingenieurgruppe IVV GmbH & Co. KG und das Lehr- und Forschungsgebiet für Güterverkehrsplanung und Transportlogistik der Bergischen Universität Wuppertal haben gemeinsam das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) in Auftrag gegebene Forschungsvorhaben FE-Projekt 70.0851/10 „Datenanforderungen an die Weiterentwicklung kleinräumiger Verkehrsnachfragemodelle des Wirtschaftsverkehrs“ bearbeitet.
 

Ziel des Vorhabens war die Untersuchung von Potenzialen bestehender und neuer Datenquellen in Hinblick auf die kleinräumige Wirtschaftsverkehrsmodellierung und die Ableitung von Empfehlungen für Datenverbesserungen, die eine Weiterentwicklung kleinräumiger Wirtschaftsverkehrsmodelle ermöglichen können.
 

Als Arbeitsmethoden dienten Expertengespräche und -befragungen, Literatur- und Datenrecherchen und ein Expertenworkshop. Für exemplarische Auswertungen stand das von der IVV entwickelte „Kleinräumige Wirtschaftsverkehrsmodell“ (KWM) mit den Daten für die Beispielregion Bremen zur Verfügung. Das Konzept des Forschungsvorhabens verdeutlicht das Bild 1.
 

Im ersten Teil des Vorhabens erfolgte ein Vergleich der Funktionsweise und der Datenanforderungen verschiedener europäischer, kleinräumiger Wirtschaftsverkehrsmodelle. Parallel wurden Modellentwickler bzgl. gewünschter Modellentwicklungen, Datenanforderungen und -defiziten befragt. Dabei zeigte sich, dass in Deutschland ein Defizit im Bereich betriebsbezogener Verhaltensdaten vorliegt und die Schaffung solcher Daten zu einer Modellweiterentwicklung deutscher Modelle führen kann. Im europäischen Ausland wurden bereits Verkehrsmodelle auf Grundlage solcher Daten entwickelt. Sie sind den deutschen Modellen teilweise überlegen (z. B. bei der Verkehrserzeugung). Die deutschen Modelle sind demgegenüber bei der Abbildung des Fahrzeugverhaltens im Vorteil, da die Erhebung „Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland“ (KiD) entsprechende Informationen liefert (s.u.).
 

Im zweiten Teil wurde das deutsche Datenangebot hinsichtlich verschiedener Qualitätskriterien und evtl. bestehender Potenziale untersucht. Hierzu zählten zugängliche, amtliche Daten aber auch nichtamtliche, z. T. kommerzielle und neue Datenangebote wie z. B. Satellitendaten (Floating Car Data). Dabei wurden auch Ansätze zur Verbesserung der Datenlage diskutiert. Insgesamt wird empfohlen, die im Vorhaben diskutierten Ansätze zur Verbesserung der Datenlage weiter zu verfolgen.
 

Im Bereich der Raumstrukturdaten könnte bspw. durch die Zuordnung und Speicherung kleinräumiger Daten in geografischen Gitternetzzellen oder die Ableitung von flächendeckenden Realnutzungskartierungen die Zugänglichkeit von Daten verbessert werden. Zu prüfen wären die datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen. Hier wird langfristig nur ein mittleres Defizit gesehen.
 

Im Bereich fahrzeugbezogener Verhaltensdaten liegt in Deutschland ein beachtliches Datenangebot vor. Die deutschen Modelle weisen u. a. dank der Daten der Erhebung „Kraftfahrzeugverkehr in Deutschland“ (KiD) eine hohe Marktreife auf und sind den ausländischen Modellen, z. B. bei der Verkehrsverteilung und Tourenbildung überlegen. Bei Beibehaltung dieser Erhebungen wird hier zukünftig weiterhin nur ein geringes Defizit vorliegen.
 

Es konnten im Vorhaben keine verfügbaren Quellen für betriebsbezogene Verhaltensdaten ermittelt werden. Auch zukünftig wird hier ein großes Defizit bestehen bleiben, sofern keine entsprechenden neuen Datenquellen erschlossen werden.
 

Die Etablierung einer amtlichen Betriebserhebung und die Beibehaltung der deutschen fahrzeug- bzw. fahrzeughalterbezogenen Erhebungen werden empfohlen, um Modellweiterentwicklungen anzustoßen und Modellrückschritte zu vermeiden. Die Schaffung eines vollständigen und zugänglichen Betriebsregisters und die Erforschung verhaltenshomogener Gruppen der Wirtschaftsverkehrsnachfrage werden als Voraussetzung für die Konzeptionierung und Durchführung von Betriebsbefragungen gesehen.

27. August 2014

 
 
Ansprechpartner bei IVV

dat-analyse-gross.png

Bild 1: Vorgehensweise der Datenanalyse und der Ableitung von Handlungsempfehlungen