Verkehrserschließung für die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin

In der Gemeinde Grünheide am östlichen Berliner Ring (A 10) entsteht auf 300 ha mit geplanten 40.000 Beschäftigten eines der größten Automobilwerke Deutschlands.

Die Ingenieurgruppe IVV unterstützt das Land Brandenburg und die Gemeinde Grünheide bei der Entwicklung einer integrierten Verkehrslösung für die Tesla-Gigafactory.

Der durch IVV erarbeitete Fachbeitrag Verkehr als wesentlicher Bestandteil des Bebauungsplanes stellt eine maßgebliche Grundlage für alle notwendigen Planungs- und Genehmigungsverfahren dar (einschließlich der Baugenehmigung der Gigafactory) sowie für die Verfahren zur Anpassung der Verkehrsinfrastruktur (Bahn, Autobahn, Landesstraßen usw.). Prioritäres Ziel ist die maximale Förderung öffentlicher und nachhaltiger Verkehrsmittel.

Das Betriebskonzept der Tesla-Gigafactory beinhaltet die Fertigung einer möglichst großen Anzahl Komponenten in Grünheide selbst und vermeidet so – im Gegensatz zu anderen Standorten der Automobilindustrie – hohen Zulieferverkehr. Weiterhin kann unter maximaler Nutzung und zusätzlicher Erweiterung der Kapazitäten des Schienennetzes ein wesentlicher Teil des Güterverkehrs von mindestens 23 Güterzügen pro Werktag und Richtung auf die Schiene verlagert werden.

Für die verbleibenden ca. 1.600 Lkw-Fahrten pro Tag im regionalen Straßennetz wurde ein verbindliches Lenkungskonzept entwickelt und mit dem Investor sowie den Straßenbehörden abgestimmt.

Der Personenverkehr der Tesla-Gigafactory wird von den 52.300 täglichen Arbeitswegen der Beschäftigten mit ausgeprägten Spitzen dominiert. Daraus resultiert für das bestehende SPNV-Angebot ein umfassender Anpassungsbedarf. Insbesondere mit dem Regionalexpress RE 1 existiert zwar eine ausgesprochen leistungsfähige und schnelle Bahnverbindung von/nach Berlin sowie zu wichtigen Zentren in Brandenburg. Diese muss jedoch hinsichtlich Ihrer Attraktivität weiter deutlich gesteigert werden. Hierzu tragen folgende Maßnahmen bei:

  • Verlegung des Bahnhofes Fangschleuse an die Tesla-Gigafactory und Optimierung der fußläufigen Verbindungen zwischen Bahnhof und Werk,
  • Erhöhung des Taktes des RE 1 von 1 auf 3 Fahrten pro Stunde und Richtung,
  • Erhöhung der Waggonzahl von 5 auf 8 pro Zug und
  • Umfassende Optimierung aller ÖPNV-Angebote im Zu- und Ablauf der Tesla-Gigafactory.

Von maßgeblicher Bedeutung für die Entwicklung einer nachhaltigen Verkehrslösung ist die Vereinbarung von gesplitteten Schichtwechseln mit dem Investor (3 Teilschichtwechsel mit jeweils 30 Minuten Abstand). Die Beschäftigten verteilen sich dadurch auf eine deutlich höhere Anzahl Fahrten. In Abstimmung mit dem Verkehrsverbund VBB steht damit ein bedarfsgerechtes ÖPNV-Angebot von 21.500 Personenfahrten pro Tag zur Verfügung.

Zur weiteren Verminderung des MIV-Aufkommens wurden ein bedarfsgerechtes regionales Radwegenetz entwickelt und ein App-basiertes Carpooling-Konzept mit dem Investor abgestimmt. Für die verbleibende Menge von ca. 25.300 Pkw-Fahrten pro Tag durch die Beschäftigten wurden komplexe Verkehrslösungen vereinbart, beispielsweise ein verschränktes Anschlussstellensystem im Zuge der A 10, Ergänzungen im Netz der Landesstraßen sowie die Planung eines Parkierungssystems.

Der Fachbeitrag Verkehr wurde ab April 2020 innerhalb von nur 5 Monaten erarbeitet und umfassend abgestimmt. Von September bis Ende November 2020 unterstützte IVV die Planungsträger im Rahmen des Beteiligungsverfahrens. Im Dezember 2020 wurde der Bebauungsplan beschlossen. Er ebnet den Weg für reguläre Baugenehmigungen sowie für eine Vielzahl von Verkehrsplanungen im Umfeld der Gigafactory.

7. Januar 2021

 

Ansprechpartner bei IVV

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